Junges Leben in der Alten Molkerei

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Stadtteilzentrum nach Sanierung komplett vermietet – Biomarkt öffnet

Investor und Ideengeber ist der Architekt Ercan Elma. Die Molkerei wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut.

HAARENTOR/EVERSTENVom hässlichen Entlein zum schmucken Nahversorgungszentrum: Die Alte Molkerei an der Bloherfelder Straße hat in den vergangenen Monaten eine erstaunliche Wandlung vollzogen. An diesem Donnerstag eröffnet ein Supermarkt, der Bio-Produkte anbietet, und komplettiert die Angebotspalette.

Geschichte erhalten

Hinter der Wandlung des Einzelhandels- und Dienstleistungsstandortes an der Ecke Bloherfelder Straße/Prinzessinweg steckt Architekt, Investor und Geschäftsführer Ercan Elma. Im März vergangenen Jahres hat er die Immobilie einer dänischen Wohnungsbaugesellschaft abgekauft. „Die war in einem schlechten Zustand“, erinnert sich der 38 Jahre alte Architekt. 60 Prozent der Fläche stand leer.

Ein Abriss kam für ihn aber nicht in Frage. „Ich wollte ein Stück Oldenburger Geschichte erhalten“, gesteht Elma seine Liebe zu seiner Heimatstadt, in der er seit 1992 lebt. Damals ist er als Jugendlicher aus Kurdistan nach Deutschland geflohen, sollte eigentlich, weil er kein Wort Deutsch sprach, eine Förderschule besuchen, biss sich aber auf einer Hauptschule durch. Der schulische Erfolg gab ihm recht, Elma schaffte das Fachabitur und studierte an der Jadehochschule Architektur. Zehn Jahre nachdem er in Oldenburg angekommen war, hatte er im Jahr 2002 seine Ausbildung abgeschlossen.

Rückschläge

Doch es gab auch Rückschläge: Zur Zeit der Baukrise führte er bis 2011 ein Bistro im Kreyenbrücker Kreyenzentrum und wechselte erst 2011 zur Oldenburger „TbauG Wohn-Gewerbe- und Industriebau GmbH“. Vor einem Jahr machte er sich schließlich selbstständig und fand eine Bank, die in seine Geschäftsidee investierte und ihm einen Kredit für den Kauf und die Sanierung der Alten Molkerei gewährte.

Wohlwollend unterstützt wurde der 38-Jährige vom Bauamt, das das Nahversorgungszentrum als wichtigen Bestandteil in einer „Stadt der kurzen Wege“ betrachtet. Untergebracht sind in der ehemaligen Molkerei neben dem Biomarkt eine Krankengymnastin, ein gastronomischer Betrieb, eine Bäckerei mit Café, ein Reisebüro, ein Schuster, eine Spielhalle, eine Ballettschule, ein Frisör, ein Hausverwalter, Architekt Elma und die Allgemeinmediziner Baron/Witt, die mit ihrer Praxis (ehemals Sosath) von der Danziger Straße in Eversten an die Bloherfelder Straße gezogen sind.

„Die Mieter sind alle sehr zufrieden“, freut sich Elma über den Erfolg seines Projekts. 3000 Quadratmeter Nutzfläche sind vermietet, ein Stück Oldenburg ist erhalten geblieben. Die geschichtlichen Quellen sind dünn. Im Archiv des Stadtmuseums findet sich ein Dokument von der Gründungsversammlung der Molkereigenossenschaft vom 2. März 1902. Im Jahr 1920 wurde der Umbau der Käserei vermerkt. Eversten war damals noch eine eigenständige Gemeinde. Streng genommen wurde mit dem Erhalt des Molkerei-Gebäudes also ein Stück Everster Geschichte bewahrt, auch wenn die Stadt längst darüber hinweggewachsen ist.

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Die Gegenwart: Die Alte Molkerei an der Bloherfelder Straße hat sich prächtig entwickelt.

Kein schöner Anblick: Die Alte Molkerei war bis vor einem Jahr mit Werbeschildern „dekoriert“.

Kein schöner Anblick: Die Alte Molkerei war bis vor einem Jahr mit Werbeschildern „dekoriert“.