Auf einen Blick:
- Bauunternehmer Matthias Schöning lässt sich gerne von der Baukultur in anderen Ländern inspirieren. Im Urlaub sieht er dort genauer hin, wo andere Touristen achtlos vorbeigehen.
- Diese Neugierde sieht man auch seinem Unternehmen, der Theo Schöning GmbH, an. Dort nutzt er BIM bereits für die interne Ausführungsplanung. Durch Optimierungen auf der Baustelle hat er beinahe eine Vollzeitstelle für wichtigere Arbeiten gewonnen.
- Im November macht Schöning eine Bildungsreise nach China zur Erkundung der chinesischen Baukultur. Dafür sucht er noch interessierte Mitstreiter.
Zwischen weißen Sandstränden und historischen Straßenzügen gibt es in jeder Urlaubsregion Ecken, an denen der typische Tourist einfach vorbeigeht. Wo zwischen Betonmischer und Rohbau fleißig gearbeitet wird, gibt es für ihn nichts Spannendes zu entdecken. Matthias Schöning aber ist kein typischer Tourist. Stößt der Bauunternehmer beim Städtetrip auf einen Bauzaun, bleibt er gerne daran stehen und wirft einen Blick auf das Treiben. „Oft sehe ich schon von außen interessante Details, die mich neugierig machen“, erzählt Schöning.
Reisen bildet
Der ständige Blick über den Tellerrand gehört für den 42-Jährigen zur unternehmerischen Grundhaltung. Schöning hat Baustellen in den USA gesehen, auf denen größter Wert auf Arbeitssicherheit gelegt wird. Er hat sich einen Reim darauf gemacht, warum digitalisierte Bauprozesse in Skandinavien schon weiter verbreitet sind als hierzulande. Und er hat gelernt, welchen Vorteil die chinesische Baumentalität für Innovationen haben kann.
Diese Neugierde hat großen Einfluss auf seinen 20 Mitarbeiter starken Betrieb, die Theo Schöning GmbH aus Bösel bei Oldenburg. Das Unternehmen ist auf Wohnungs-, Gewerbe-, Landwirtschafts- und öffentlichen Bau spezialisiert, errichtet Objekte auf Wunsch auch schlüsselfertig. Die internen Abläufe stecken dabei voller innovativer Ansätze, mit denen der Betrieb die Übersicht bewahrt und Kosten spart.
BIM-Software für die internen Abläufe
Building Information Modeling (BIM) soll in der gewerkeübergreifenden Planung und Realisierung von Gebäuden ein zentrales Werkzeug werden, in dem sämtliche Baudetails zentral für alle Beteiligten hinterlegt sind. Matthias Schöning setzt seit einigen Jahren bereits intern BIM-fähige Software zur Ausführungsplanung ein. „In erster Linie wollten wir den Prozess der Angebotserstellung vereinfachen“, erzählt Schöning. Problemstellung: Ein potenzieller Kunde legt dem Bauunternehmen den Grundriss für einen geplanten Bau vor und will einen Preis für die Realisierung haben. „Dann ermittelt man stundenlang den Materialbedarf für Mauersteine, Mörtel, Beton und möglicherweise weitere Materialien der Nachfolgegewerke“, erklärt Schöning.
An dieser Stelle kommt BIM ins Spiel. Schöning zeichnet das Gebäude dreidimensional in BIM nach – kann zum Beispiel die Art der Steine, geplante Fenster und Türen als Metadaten hinterlegen und die Mengen gesammelt exportieren. „Gibt es zu einem Parameter eine Änderung, wird die automatisch in allen Plänen übernommen, wodurch für uns kein Mehraufwand mehr entsteht“, erklärt der Bauingenieur. Auch reduziere sich der Abstimmungsbedarf auf der Baustelle, denn die Pläne enthalten jedes Detail der Bauausführung. Würden Architekten und andere Handwerker ebenfalls BIM nutzen, könnte das gesamte Bauwerk mit sämtlichen Details abgebildet werden und die fehlerfreie Zusammenarbeit aller Unternehmen vereinfachen, berichtet Matthias Schöning.
Vorkonfektionierte Steine beschleunigen Bauarbeiten
Bevor die Mitarbeiter von Matthias Schöning eine Baustelle beginnen, weiß der Bauingenieur längst, aus wie vielen Steinen bestimmter Größen sich jede einzelne Wand zusammensetzt. Um sauber beispielsweise mit einer geplanten Fensteraussparung abzuschließen, müssen manche Steine zugeschnitten werden. „Früher haben wir das alles vor Ort auf der Baustelle gemacht“, berichtet der Unternehmer.
„Heute arbeiten wir mit Wandlisten und lassen uns die Steine komplett vorkonfektionieren.“ Auf die Baustelle werden durchnummerierte Paletten für bestimmte Wände geliefert – inklusive aller auf Maß geschnittenen Steine. „Wir müssen vor Ort überhaupt keine Steine mehr sägen“, sagt Schöning. Pro Kolonne mit einer Teamstärke von drei bis vier Mitarbeitern werde so die Arbeitszeit von beinahe einem Gesellen frei für andere Aufgaben.
Kleine Helfer erleichtern die Arbeit
Aufträge und Baustellen organisiert Matthias Schöning aktuell mit der Projektmanagementsoftware Trello. Landen neue Anfragen im E-Mail-Postfach, schnappt sie sich der nächste freie Mitarbeiter und legt sie als neuen Eintrag in Trello an. Das Unternehmen hat verschiedene Bearbeitungsstati erstellt, die ein Auftrag mit jeder erledigten Aufgabe durchwandert. „So behalten wir stets den Überblick“, erklärt Schöning. Aktuell testet der Bauingenieur zudem weitere Handwerker-Apps auf ihre Nützlichkeit im Joballtag. „Das Problem bei Software ist: Man erfährt erst, was sie kann, wenn man sie einsetzt.“
Mit einer 360°-Kamera hat Schöning zuletzt auch ein hilfreiches Hardware-Tool in den Betrieb geholt. Die Fotos von aktuellen Projekten nutzt er für Social-Media-Posts auf Instagram und Facebook. Der Unternehmer postet auch unter dem Hashtag #lustaufhandwerk und beteiligt sich so an der Handwerkeraktion, die junge Fachkräfte für den Berufsstand begeistern will.
Seine 360°-Kamera hat zugleich noch einen anderen praktischen Zweck. „Beim Schlüsselfertigbau fotografieren wir jeden fertigen Raum einmal komplett mit der Kamera“, erklärt Schöning. Ein bis zwei Fotos genügen, um jede Ecke eines Raumes lückenlos zu dokumentieren. „Das hilft uns zum Beispiel bei der Prüfung der Schlussrechnung.“
Unternehmer sucht Mitreisende
Seine nächste Reise mit weitem Blick über den Tellerrand will Matthias Schöning Mitte November antreten. In einer Rundreise durch die chinesischen Städte Shanghai, Nanjing, Chuzhou, Qingdao will er einen Blick hinter die Kulissen der chinesischen Bauwirtschaft werfen. Die Reise organisiert er zusammen mit einem Studienfreund, der seit 14 Jahren schlüsselfertige Industrieanlagen für einen chinesischen Generalunternehmer baut.
„Die Chinesen sind unheimlich schnell und probieren neue Ideen lieber aus, anstatt sie lange zu analysieren“, sagt der Bauunternehmer. Für die Reise sucht er noch Mitstreiter, die sich von fremden Baukulturen ebenso gerne faszinieren lassen. Interessenten können sich auf der Website der Theo Schöning GmbH über die Details informieren. „Der Ausflug soll den betrieblichen Tunnelblick aufbrechen“, sagt Schöning. „Ich hoffe, dass ich so auf neue Denkweisen stoße und vielleicht auch mehr Pragmatismus für mich mitnehmen kann.“
Der Artikel stammt von Herrn Gille von Handwerk.com
Vielen Dank nochmal für den Bericht.